Jessica Wahl ist Performance-Coach in Berlin und ihre Aufgabe ist es, den authentischen Klang ihrer Kunden zu finden und zu trainieren. Wir haben sie gefragt, was die Stimme über uns verrät, welche Unterschiede Frauen und Männer beim Sprechen machen und worauf wir im Alltag achten können, um souverän und sympathisch in Erinnerung zu bleiben.
Die Stimme. Denn die Stimme zeigt, wie der Mensch gestimmt ist und ob er authentisch ist. Erst nach der Stimme achten wir auf die Sprechweise, die uns z.B. Auskunft über die Herkunft eines Menschen gibt.
Gerade dann. Die Stimme klingt authentisch, wenn sie in Resonanz mit dem Körper tritt. Hat sich eine Person jedoch durch ständigen Stress, oder durch ungünstige Vorbilder stimmliche Fehlfunktionen angewöhnt, dann hört sich die Stimme gepresst oder zu hoch an. Natürlich möchten alle Kunden, die zu uns kommen, authentisch wirken. Die Frage ist, ob man das auch möchte, wenn man sich gerade unsicher fühlt und die Stimme dünn und piepsig klingt.
Zur souveränen Meisterung genau solcher Situationen hilft ein Stimm- und Persönlichkeitscoaching. Denn an der Stimme kann man arbeiten. Und wenn Sie dann auch in sehr herausfordernden Situationen souverän handeln und Ihre Stimme das gleichzeitig zum Ausdruck bringt, wirken Sie authentisch.
Wie ein Mensch spricht, gibt Hinweise auf sein Alter, sein Geschlecht und seine Herkunft. Gleichzeitig erlaubt die Sprechweise einen Blick in unser Innerstes. Emotionen wie Ärger, Freude oder Furcht werden durch subtile Vorgänge in den Kehlkopfmuskeln für andere hörbar. Die Arbeit an der Stimme findet somit immer auf mehreren Ebenen statt. Erst einmal werden Selbstbild, Werte und persönliche Erfahrungen angeschaut und neue Herangehensweisen erarbeitet. Gleichzeitig werden das Auftreten, die Phonation, die Atmung und die Sprechweise optimiert.
Arbeit an der Stimme ist Arbeit an der Persönlichkeit. Das hat positive Auswirkungen auf den Beruf, genauso wie auf das Privatleben. Zu uns kommen i.d.R. Menschen, die beruflich bereits erfolgreich sind und erkannt haben, dass sie noch nicht alle Potentiale gehoben haben.
Gut gekleidet mit unseren Business Basics:
Wie geht jemand in Beziehung. Wie kommt die Person in den Raum. Wie gibt sie die Hand. Geht sie in Blickkontakt? Was sagt die Person als erstes, wie stellt sie sich vor? Der nächste Eindruck ist die Stimme und wie sich die Person hörbar macht. Stimme ist immer ein Spiegel der Stimmung und Persönlichkeit.
Das ist sehr ausgewogen.
Bei Männern wie Frauen können die gleichen Themen auftreten, allerdings gibt es z.B. stimmlich Unterschiede: Der Mann hat nicht nur ein längeres Brustbein, sondern auch längere Stimmbänder, die langsamer schwingen, wodurch er eine Oktave tiefer als eine Frau spricht. Wenn ein Mann gestresst ist, hört er sich zwar höher an als sonst, aber immer noch nicht gepresst hoch, oder sogar schrill. Zudem sind Männer anders sozialisiert als Frauen.
Ja. Wer es in Berufen, bei denen Präsenz und Persönlichkeit zählen, zu etwas bringen möchte, muss gut sprechen können – das war schon bei den alten Griechen so. Legendär ist die Geschichte des Redners Demosthenes, der mit Kieselsteinen im Mund gegen das Meer ansprach, um Stimmkraft und Aussprache zu trainieren. Trotzdem wird der Klang der Stimme heute immer wieder unterschätzt. Hat jemand eine souveräne, tiefere Stimme, gehen wir davon aus, dass dieser Mensch in sich ruht und alles im Griff hat. Deshalb haben es Männer mit tiefer und resonanzreicher Stimme leichter im Job, als Frauen mit zarter Stimme.
Je ernster die Thematik, desto erfolgversprechender ist eine tiefe Lage. Gerade, wenn man als Frau leidenschaftlich oder unter Druck argumentiert, kann die Stimme schrill werden und im Gegenüber „Alarm“ auslösen – hier sollten Frauen bewusst auf eine ruhige, resonanzreiche Lage achten.
Gut gekleidet mit unseren Business Basics:
Neben dem technisch richtigen Einsatz von Atmung und Stimme spielen auch die berufliche Position, die individuelle Persönlichkeit und das gesellschaftlich männliche und weibliche Ideal eine wichtige Rolle. Deshalb bewegen wir uns beim Coaching zusätzlich entlang einer Skala. Auf einer Seite können Sie sich das „vollkommen Männliche“ und auf der anderen das „vollkommen Weibliche“ vorstellen. Darauf gilt es, den Platz zu finden, an dem Sie sich sicher und souverän fühlen. Natürlich verändert sich dieser Platz auch situativ, da Sie in unterschiedlichen Situationen vermutlich auch unterschiedlich wirken möchten. Vereinfacht ausgedrückt: Ob Sie mit Ihrem Partner oder Ihrem Vorgesetzten sprechen, entscheidet darüber, wo Sie sich gerade auf der Skala befinden. Und dementsprechend wirken Sie auf andere.
Zum Glück steuert unsere Intuition unsere Stimmgebung und unser Auftreten, und zwar unterbewusst. Erst, wenn Sie in bestimmten Situationen unzufrieden sind, sollten Sie sich genauer ansehen, woran das liegt.
Erstens: Sprechen Sie in Ihrer Indifferenzlage, Ihrer individuell „richtigen“ Stimme. Mit ihr können Sie lange sprechen, ohne dass die Stimme ermüdet. Zur Überprüfung legen Sie einfach Ihre Hand auf Ihr Herz und sprechen ein paar Worte. Wenn es unter Ihrer Hand deutlich vibriert, klingt Ihre Stimme für Ihr Gegenüber angenehm und resonanzreich.
Zweitens: Legen Sie beim Sprechen Pausen ein. Häufig sprechen wir sehr schnell und ohne Unterbrechung. Doch Pausen sind sehr wichtig – einerseits markieren sie Punkt und Komma, sodass Ihr Gegenüber Ihnen gut folgen kann und andererseits regeneriert Ihre Stimme beim Atmen in den kurzen Pausen. Verzichten Sie auf Füllwörter und setzten Sie statt eines „Äh“ lieber eine wirkungsvolle Pause als rhetorisches Mittel.
Und drittens: Wenn Sie Ihrem Gesprächspartner mit souveräner Stimme antworten und das auch noch durch einen aufmerksamen Blick und lächelnde Augen unterstützen, wird man gerne mit Ihnen sprechen und Ihnen zuhören.