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Jen Browarczyk: „Du brauchst einen langen Atem."

Jennifer B. ist Gründerin und CEO von FOREVERLY, einer Plattform für Online-Hochzeitsplanung mit Sitz in Berlin. Als sie ihren beiden Schwestern bei den Hochzeitsvorbereitungen half, merkte sie, dass das entsprechende Angebot fehlte – und gründete ein Unternehmen, welches inzwischen zwei Jahre alt ist. Wie man das richtige Team und die ersten Investoren findet, welche Rolle gute Netzwerke spielen, und warum sich die deutsche Kultur des Scheiterns ändern muss, erzählt uns Jennifer heute im Interview.

Jennifer B. ist Gründerin und CEO von FOREVERLY, einer Plattform für Online-Hochzeitsplanung mit Sitz in Berlin. Als sie ihren beiden Schwestern bei den Hochzeitsvorbereitungen half, merkte sie, dass das entsprechende Angebot fehlte – und gründete ein Unternehmen, welches inzwischen zwei Jahre alt ist. Wie man das richtige Team und die ersten Investoren findet, welche Rolle gute Netzwerke spielen, und warum sich die deutsche Kultur des Scheiterns ändern muss, erzählt uns Jennifer heute im Interview.

Hallo, Jen! Freut mich sehr, dass du Zeit gefunden hast. Beginnen wir mit einer sehr kurzen Biografie: Wenn du dich unseren Leserinnen in einem Satz vorstellen müsstest – wie würde der lauten?

Hi, ich bin Jen, bin in Lateinamerika und den USA aufgewachsen, wohne seit zehn Jahren in Berlin und habe vor zwei Jahren eine Firma gegründet.

War es von vornherein klar für dich, dass du in Deutschland gründen würdest, und nicht beispielsweise in deiner Heimat?

Ich lebe jetzt seit zehn Jahren hier, und obwohl ich 2013 ein Jahr in Südafrika gearbeitet habe, ist Berlin meine Heimat. Hier habe ich meinen Freundeskreis und meine Familie, und diese Menschen hinter dir zu haben ist in der Gründungsphase sehr viel Wert. Den deutschen Markt finde ich ausserdem sehr spannend. Ich finde wir sind noch nicht digitalisiert genug – in Kapstadt zum Beispiel hatte ich teilweise schnelleres Internet als in Berlin! Dass es hier gerade viel Aufholbedarf, aber auch viele Möglichkeiten gibt, finde ich sehr interessant.

Aus welcher Idee entstand FOREVERLY, und wann hast du beschlossen, dass daraus ein Business werden könnte?

Ich glaube, bei mir war das ein umgekehrter Prozess. Es gibt Leute, die haben eine Idee und sagen: Traue ich mich, das zu machen? Für mich war irgendwann klar, dass ich gründen will, nur die eine Idee war noch nicht da. Ich habe mich in verschiedenen Märkten umgesehen und Konzepte durchgespielt – und dann haben meine beiden Schwestern im Sommer geheiratet und mich gebeten, ihnen bei den Vorbereitungen zu helfen. Da habe ich schnell gemerkt, dass hier etwas fehlte. Und als ich mich näher damit beschäftigte, habe ich auch festgestellt, dass die Deutschen wieder lieber heiraten und wirklich viel Geld für eine Hochzeit ausgeben.

Wie hat sich das verändert im Vergleich zu früher?

Viele Traditionen, wie der Verlobungsring, der Junggesellenabschied oder die „Bride’s Maids“ sind über das Fernsehen aus Amerika nach Deutschland gekommen – das gab es hier klassisch vor 20 Jahren überhaupt nicht. In Deutschland war man früher bei Hochzeiten eher sparsam und feierte mit der Familie im Wohnzimmer. Und mittlerweile geben die Deutschen für ihre Hochzeit im Durchschnitt 20.000 Euro aus – auch, wenn sie es nicht gerne zugeben. (lacht)

Und wenn man überlegt, woran alles zu denken ist bei der Hochzeitsplanung, dann erleichtert ihr den Leuten bestimmt das Leben.

Hoffentlich! Wir bemühen uns und haben sehr klare Ziele, wohin die Reise gehen soll. Ich glaube, das Modell „Marktplatz“ (Anm.: Geschäftsmodell, auf dem FOREVERLY aufbaut) ist von allen Business-Modellen eines der schwierigsten: Du musst eine Community und Produkte aufbauen, brauchst eine fokussierte Zielgruppe und siehst den Erfolg nicht über Nacht. Aber das ist beim Gründen so, in allen Bereichen – du brauchst einen langen Atem.

„Allein, dass meine Mitarbeiter jeden Tag erscheinen und für mich arbeiten, ist ein grosser Ausdruck ihres Vertrauens."

Apropos Mitarbeiterinnen: Wie hast du die richtigen Leute für dein Team gefunden?

Meiner Erfahrung nach findet man die besten Mitarbeiter durch Empfehlungen. Da kannst du dir ziemlich sicher sein, an Leute zu geraten, die ähnlich ticken. Auch Praktikanten und Studenten helfen uns sehr viel. Wichtig ist, alle im Team zu integrieren und als gleichwertig zu betrachten – es braucht ja jedes Puzzlestück, damit es funktioniert. Ich bin grosser Fan von flachen Hierarchien und von Ehrlichkeit: Ich will ja verstehen, warum es einem Mitarbeiter nicht gut geht und er oder sie gerade nicht die Leistung erbringt, die ich mir vielleicht erwarte. Aus meiner Sicht gehört es zum Teamgeist, Verständnis als Chefin zu zeigen, und das ist in vielen deutschen Firmen noch nicht so gern gesehen.

Was ist deine grösste Motivation, auch wenn es einmal nicht so rund läuft?

Es gibt vieles! Ich liebe die tägliche Herausforderung, ein Problem zu lösen. Wir haben kein Rezept, sondern wir testen unglaublich viel. Für mich ist es wichtig, sagen zu können: Diese Woche probieren wir etwas aus – wenn es funktioniert, super, dann nehmen wir es mit in die nächste Runde, und wenn nicht, fangen wir wieder von vorne an. Dieser Mut in der Gründungszeit ist sehr wichtig. Und darüber hinaus habe ich ein super Team, das mich motiviert, weil sie so stark an die Idee und auch an mich glauben. Allein, dass sie hier jeden Tag erscheinen und für mich arbeiten, ist ein grosser Ausdruck ihres Vertrauens. Das hält einen auch an schlechten Tagen wirklich über Wasser. Und natürlich motiviert das Feedback von Kunden ungemein, wenn man sieht, dass man jemanden glücklich gemacht hat.

Also ist Netzwerken ein Grundpfeiler?

Netzwerken ist super wichtig. Ich empfehle meinen Teammitgliedern immer, sich ein LinkedIn-Profil anzulegen, Kontakte zu knüpfen und das Netzwerk zu pflegen – und zwar immer mit dem privaten Namen, denn es kann ja sein, dass du in 3 Jahren ganz woanders arbeitest. Meiner Erfahrung nach ist das auch der erfolgreichste Weg, an Investoren heranzukommen. Ich würde nie jemanden direkt anschreiben, sondern erst mal in meinem Netzwerk schauen, wer kennt die Person, und dort dann fragen, ob man dich nicht kurz vorstellen könnte. Das sind so kleine Tricks, die aber unglaublich wichtig sind. Leute nehmen dich ganz anders wahr, wenn du durch eine Empfehlung reinkommst. Das ist ein Tipp, den ich übrigens auch allen gebe, die Geld für ihre Business-Idee brauchen. Und viele Absolventinnen frisch von der Uni verstehen noch nicht, wie wichtig dieses Netzwerk ist und wie viele Möglichkeiten sich daraus langfristig ergeben.

Professionell Auftreten mit unseren Business Basics:

Was waren die grössten Learnings in deiner Unternehmerinnenlaufbahn, die du anderen Frauen mitgeben kannst?

Viele Dinge versteht man anfangs nicht und muss man erst einmal ausprobieren. Ich glaube, das allerwichtigste Learning ist, sich etwas zuzutrauen und wenn es nicht klappt, zu sagen: Wir versuchen, eine neue Lösung zu finden. Das gehört einfach zur Firmengründung dazu! Du weisst eben noch nicht genau, wie die Strukturen sein werden. Es gibt so einen tollen Spruch, der auch hier vorne neben meinen Tisch hängt: Move fast and break things. Einfach schnell bewegen, gucken, was funktioniert und dann, wenn es nicht klappt, ohne zu lange zu zögern weitermachen.

„Wir haben viel zu viel Angst vor dem Scheitern in Deutschland."

Aber kann man sich das nur als Start-up erlauben? Oft befürchtet man ja durch Anfangsfehler, an Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Wir haben viel zu viel Angst vor dem Scheitern in Deutschland. Wenn man einen Plan hat, der nicht klappt, muss man lernen, dazu zu stehen, ohne dass einem das peinlich oder unangenehm ist. Oft wird aus der ganzen Firma nichts – ist man dann eine Versagerin, weil man es probiert hat? Ich glaube, unsere Kultur des Scheiterns ändert sich langsam, aber jahrelang war es das Schlimmste überhaupt, insolvent zu gehen. Dabei passiert es öfter, als man glaubt. Nur eins von zehn Start-ups schafft es überhaupt, aber man muss eben auch etwas wagen. Und ich glaube, Versagen sollte man nicht unbedingt als etwas Negatives sehen. Man lernt etwas daraus.

Kann jeder gründen, oder muss man dazu gemacht sein?

Ich glaube, jeder, der will, kann gründen. Du musst einfach die Entscheidung treffen, und dann solltest du es ausprobieren. Man lernt so viel, das einem niemand mehr wegnehmen kann. Gründen war für mich die beste Ausbildung, die ich mir vorstellen könnte. Und auch, wenn diese Reise irgendwann nicht mehr weitergehen sollte – ich würde noch einmal gründen.

Würdest du sagen, dass sich Frauen schwerer mit dem „Wagen“ tun?

Frauen haben leider oft noch mehr Angst. Einerseits, weil sie mehr zur Sicherheit tendieren, und andererseits, weil sie einfach bescheidener sind. Sie trauen sich etwas oft nicht zu, während Männer einfach machen. Ich glaube, 12% in Deutschland sind weibliche Gründerinnen? Das hängt schon auch stark damit zusammen, dass wir eine andere Art haben, Geschäfte zu machen. Wir können alles genauso gut, gehen aber eben vielleicht anders ran. Ich kenne Frauen, die wären so tolle Gründerinnen, sagen aber, „nein, ich schaffe das doch nicht“. Ich weiss die halbe Zeit auch nicht, was ich tue! (lacht) Aber man lernt im Team, und je grösser dein Netzwerk, desto leichter ist es.

Ist dir aufgefallen, dass mit Frauen, die gründen, anders umgegangen wird?

Eigentlich nicht. Was mich nervt ist, dass ich immer nur mit Männern zu tun habe! Sie behandeln mich nicht anders, aber klar fällst du bei 12% Gründerinnen auf. Und viele sprechen mich auf Veranstaltungen nur an, weil ich eine Frau bin und es so wenige von uns gibt. Ich unterhalte mich gerne mit jedem über meine Business-Idee, aber es müsste andere Ausschlagkriterien geben, als nur jenes, dass ich eine von drei Frauen auf dem Event bin. Wir brauchen einfach viel mehr weibliche Mitspielerinnen – auch bei den Investoren.

Wie erlebst du das Führen deiner MitarbeiterInnen? Oder würdest du sogar sagen, es gibt eine weibliche Art, zu führen?

Die besten Chefs waren meiner Meinung nach immer die, die zugehört haben und mich in meinen Ideen bestärkt haben. Genau das versuche ich auch zu tun. Deine Firma ist nur so stark wie dein Team, und wenn die für die Idee brennen und gern ein Teil davon sind, dann funktioniert natürlich alles besser. Was ich aber lernen muss, ist das Loslassen – dass es okay ist, nicht jede Kleinigkeit zu kontrollieren. Denn Fehler können immer passieren und man muss einfach mehr auf seine Mitarbeiter vertrauen. Die wollen den Erfolg ja auch, sonst würden sie nicht hier sitzen, sondern irgendwo, wo sie das Dreifache verdienen! (lacht) Dieses Loslassen, Andere-machen-lassen, das können Männer vielleicht besser.

Vielen Dank für das Gespräch, Jennifer! Dann hoffe ich, dass deine Worte an der Stelle andere Frauen zum Gründen inspirieren – und wir wünschen dir weiterhin alles Gute mit FOREVERLY.

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